Carolin Hafen

Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.

Johann Wolfgang von Goethe

Vermutlich sind es sogar mehr als zwei Seelen. 😉 Ich schreibe Liebesgeschichten, Fantasy und Kabarett. Nicht unter Pseudonym, aber doch verwirrend genug um die Sache mit meinem Namen regelmäßig erklären zu müssen. Daher gibt es hier eine kleine Übersicht. Alles, was ich im O’Connell Press Verlag veröffentlicht habe, läuft unter dem Namen C. M. Hafen. Und alle Texte, die ich für die get shorties Lesebühne geschrieben und im Maringo Verlag veröffentlicht habe, findest du unter dem Namen Carolin M. Hafen. Amazonien, nur als Beispiel, trennt diese beiden Dinge, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Hier im Blog füge ich aber alles zusammen. Viel Spaß beim stöbern und entdecken. 👋

* It’s the write thing to do.

Das ist mein Motto, danach lebe ich. Und das hier ist mein „Sudelblog“. Das heißt, hier schreibe ich alltägliche Dinge auf. Begegnungen, aber auch Bilder in Wort und Farbe, Gedanken zu Filmen, Serien, Bücher. Gelesene und geschriebene. Eindrücke und Listen, alles, was mir wichtig erscheint. Ich mache es so wie man eben in ein (digitales) Notizbuch hinein sudelt.

Herzlich Willkommen, schön, dass du zu mir gefunden hast. Klick dich durch die Landkarte meiner Wahrnehmung.

I hope, you are well.

(Blogtexte & Fotos: © Carolin M. Hafen)

Vita:

Carolin M. Hafen*

Gebürtige Zweiundachtzigerin. Drittgeborene, konservativ erzogen, liberal geraten, von der Vergangenheit geprägt. Arbeitet mit der Sippe im Bauwesen; Malen nach Zahlen bekommt so eine Bedeutung. Schreibt aus Besessenheit, weil sie nicht anders kann. Oder will. Lebt fürs Schreiben, schreibt fürs Leben gern, lebt ihr Schreiben hier: http://www.zweifragezeichen.wordpress.com

*it’s the write thing to do

Übungsbuch Natur

Die Kundst des Zeichnens 
Übungsbuch Natur
Übung von mir

Sonntagnachmittags-Beschäftigung: Lernen und entspannen gleichzeitig. Ich hab so ein Übungsbuch aus dem TOPP Verlag und wenn ich Zeit habe, dann versuche die Vorlagen nachzukritzeln. Allerdings schaffe ich es nicht, das in einer vernünftigen Regelmässigkeit zu machen, weswegen ich bei jeder Übung das gefühl habe, ganz von vorne anzufangen. Aber irgendwas ist ja immer. Jedenfalls. Es ist schön und geruhsam und gechillt. 😉 Was treibst du am Sonntagmittag? Erzähl‘s der Caro.

Anmerkungen zum Buch: Es gibt auch eine Bleistiftbox zum Buch. Die habe ich natürlich auch gekauft. Was mir bei den Übungen fehlt, ist eine Empfehlung welchen Bleistift ich wann verwenden soll. Zudem sind auf gegenüberliegenden Seiten Aufgaben gestellt. Wenn man das Buch zuklappt, sind beide Bilder versaut, weil sie verwischen und auf der jeweils anderen Seite einen Abdruck hinterlassen. Ich habe ein Fixativ-Spray gekauft und damit das Problem gelöst. Andere leute legen ein Platt Butterbrot-Papier dazwischen, was mir persönlich zu Blöd ist. Diese Tipps habe ich im Bastel-Laden bekommen. Wäre hilfreich gewesen, wenn das im Buch stehen würde. Es richtet sich ja an Anfänger. Just my two cents. Ich bleibe dran.

Caro

  • Die Kunst des Zeichnens
  • Übungsbuch Natur
  • TOPP Verlag
  • 112 Seiten
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3772447631

WhatsApp Kanäle

Ich habe meinen Newsletter eingestampft. Aus Gründen1. Und seit Neuestem bietet WhatsApp auch Kanäle an. Ich bilde mir ein, dass es einfacher, moderner und direkter ist, dort Interessierte kurz und knapp auf dem Laufenden zu halten. ich denke da an Veranstaltungsankündigungen, neue Veröffentlichungen, derlei Dinge eben. Ich habe nun für mich selber und auch für die get shorties Lesebühne einen Kanal erstellt. Ich will das ausprobieren und sehen, ob dieses Instrument für mich passt und ob ich damit meine Zielgruppe erreiche2. Bis jetzt sind beide Kanäle noch nicht über die Suchen-Funktion auffindbar. Nur mit Einladungslink kommt man da rein.

Link: Get Shorties Lesebühne

Link: Carolin M. Hafen

  1. Ich habe unter anderem MailChimp ausprobiert, viele Funktionen sind nur auf Englisch verfügbar und insgesamt habe ich (Frau mit Adhs) viel zu lange gebraucht mich da reinzufuchsen. Es ging mir auf die Nerven, dauerte mir zu lang, war mir für meine Zwecke zu viel Aufwand, zu viel Arbeit, zu kompliziert mir da Kampagnen auszudenken, zu planen, auszuführen. Ich will jetzt sofort, schnell, unkompliziert eine Information raus schicken. So, wie ich es im Chat, mit guten Freunden ja auch mache. ↩︎
  2. Ich habe den Eindruck, dass bei Facebook nicht mehr viel passiert, die Leute mehr genervt sind, als einen Nutzen daraus zu ziehen. Meines Erachtens ist es zu viel Werbung, zu wenig unbeschwerte Unterhaltung. Du weißt schon, so wie früher. 😉 Instagram funktioniert ein bisschen besser, aber halt nur in Kombination mit hübschen Bildern. Und wenn man dort nicht regelmässig etwas einstellt, ist die Reichweite futsch. Mein Wunsch ist es, Menschen, die sich für meine Arbeit interessieren, an einem Ort ohne viel Schnick-Schnack zu informieren, was es Neues gibt. Soweit der Plan. Mal sehen, wie das funktioniert. ↩︎

So, jetzt du. Was hältst du von der ganzen Sache? Hast du vielleicht schon ein paar Kanäle abonniert? Oder ist das alles völlig bescheuerter Nonsens? Erzähl´s der Carolin.

Your elusive creative genius

Ich sehe mir unheimlich gerne TED-Talks an. Grundsätzlich. Aber wie hier, wenn es um Schreiben, Kreativiät und persönliche Entwicklung geht, dann ganz besonders. Ich kann sehr viel, was Elisabeth Gilbert hier sagt, nachfühlen und bestätigen. Bitte versteh mich nicht falsch, ich vergleiche mich nicht mit einer Beststeller-Autorin. Aber die Dinge, die sie da schildert habe ich schon gehört, gedacht und gesagt. Und es tröstet mich, dass andere das auch empfinden und sich mit den selben Problemen herum schlagen.

Wie oft habe ich schon im Auto gesessen und genau wie Tom Waits das Universum angemault: „Siehst du nicht, dass ich gerade fahre? Ich kann jetzt nichts aufschreiben.“ Wie oft bin ich schon tropfend aus der Dusche gesürzt, habe ein Heft vollgepladdert, mit nassen Worten, weil mir mit Shampoo im Haar DIE Idee kam. …

Olé. Keep showing up.

~Caro

Leseprobe aus Drachenwandel #2

Leseprobe #1

Schließlich erschien Hangameh in Einar. Ihr innerer Kompass führte sie an Ort und Stelle, wie immer. Seit sie bei Mersan, dem anderen Chronisten von Leotrim, gewesen war, hatte sich viel für sie geändert. Und gleichzeitig nicht. Sie steckte immer noch im Körper einer Achtjährigen, alterte nicht und wusste Dinge, zumindest manchmal. Sie trug ihr langes, braunes Haar offen, bis auf diese einzelne, geflochtene Strähne auf der linken Seite. Ohne erkennbares Muster waren zwölf kleine Perlen in ihrer Mähne verteilt. Die Menschen bewunderten immer, wie die fünf lachsfarbenen und die sieben grünen Perlen hielten und nicht bei jeder Bewegung davonsprangen wie bei einer zerrissenen Kette.

Hangameh blickte aus ruhigen, braun-grünen Augen von einem zum anderen, setzte sich in den Schneidersitz, direkt bei der Feuerschale, und schlug ihre Chronik auf. Ihre Schreibfeder steckte zwischen den Seiten, ohne Schaden zu nehmen. Im Schein des Feuers funkelte sie in allen Farben. Auf der einen Seite wechselte ein erdiges Braun in helles Rot. Auf der anderen Seite ging das Blau in Grün über. Endlich wurde es stiller. Die Bewohner, auch der Rat der Fünf, setzten sich wieder.

„Was ist passiert?«, fragte Hangameh. Artem Jaromir brüllte gleich wieder los. Hangameh hob die Hand, das brachte ihn aber nicht zum Schweigen. 

»Kann mir jemand die Ereignisse schildern, ohne zu schreien? Und was wurde am Ende beschlossen?«, fragte Hangameh. 

Tig atmete tief durch. Es gab Tage, da hasste er es, der Vorsteher von Einar zu sein. Heute war so ein Tag. Warum mussten es ausgerechnet die Jaromirs sein?, fragte er sich. Aber da lag das Übel wohl begraben. Die Söhne der anderen Familien bedrängten keine Mädchen, bis diese sich mit einer Harke wehren mussten. 

Er hob die Hände. Ruhe kehrte ein, Menschen und Drachen setzten sich und Tig erklärte der Chronistin von Leotrim, was genau passiert war. Die Feder Nestor, die zu Beginn seiner Erzählung noch reglos auf dem Papier gelegen hatte, schrieb mit. Selbstständig. Hangameh sah zu Tig und immer mal wieder in ihre Chronik, als wollte sie prüfen, ob ihr Nestor alles richtig verstanden hatte.

„Notwehr«, sagte sie am Schluss und nickte. »Will das Mädchen noch irgendetwas dazu sagen?« 

»Wo ist sie überhaupt?«, fragte Artem und sprang auf. 

»Weg«, sagte Nora kalt. 

»Was?« Artem sprang auf sie zu. 

»Willst du mich jetzt auch würgen und schlagen? Hier, vor allen Leuten? Das wird eine kurze Ratssitzung.«

Tig schob sich zwischen die Streitenden. Artem war ein Bär von einem Kerl. Breitschultrig, leicht übergewichtig, größer als die meisten im Dorf. Und Tig war nicht mehr der Jüngste. Dennoch schob er den Mann bestimmt beiseite. »Hör auf, Artem. Die Sache ist erledigt. Es war Notwehr. Geh nach Hause und pflege deinen Sohn. Er hatte einen schweren Tag heute.«

»Du sagst mir nicht, was ich tun soll!«, zischte Artem. Er hatte kaum bemerkt, wie er zurückgeschoben wurde, und trat nun wieder einen Schritt auf Nora zu. Tig blieb vor ihr stehen und schützte sie mit seinem Körper. 

»Genug jetzt!«, rief Hangameh. 

Artem drehte sich zu ihr um. Sie saß auf dem Boden, im Schneidersitz, nahe der Feuerschale. Die Scheite waren heruntergebrannt, niemand hatte Holz nachgelegt. Die Asche glühte noch schwach.

„Du sitzt hier und stiehlst mir meine Zeit!«, rief er. Artem stand breitbeinig da, beugte sich zu ihr hinab und starrte sie wütend an. »Das Mädchen hat sich einfach davongemacht und was schreibst du da hinein, in dein Buch? Über meinen Sohn? Wer gibt dir das Recht dazu, irgendwas über meine Familie aufzuschreiben?«

»Ich bin die Chronistin von …«

»Es ist mir völlig egal, wer du bist. Mein Bartosch hat nichts Unrechtes getan. Wag es nicht, da hineinzuschreiben, er sei ein Verbrecher und das Mädchen habe sich nur gewehrt. Sie wollte es so, sie hat ihn ermuntert. Sie ist dauernd um ihn herumscharwenzelt.«

Der Ratsdrache, ein Flieger, so dunkelblau wie das tiefe Meer, bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er duckte sich unter das Dach, die Männer und Frauen stoben auseinander. »He, was soll das? Spinnst du?«, rief einer und verstummte, als er sah, wer da kam. Roshan gehörte schon viele Jahre dem Rat an und hatte viel gesehen. Aber dass einer die Chronistin anbrüllte, das gab es noch nie. Vorsichtig, als wären alle im Rondell aus Glas, schob er sich vor, mit angelegten Flügeln. Schließlich stand er neben der Chronistin und stieß Artem mit der Schnauze einfach um. Da lag er und zeterte. Die Menge lachte.

Der Drache sagte nichts. Drachen sprechen selten Leotrisch und nur, wenn sie es müssen. Roshan sah nicht ein, jetzt etwas zu sagen, die Sache war klar. Niemand brüllte die Chronistin an, das gehörte sich nicht. Er drehte sich vorsichtig um, sein Schwanz stieß nirgends dagegen, er berührte niemanden, stieß sich nicht, verletzte keinen. Er verließ das Rondell wieder. Die Bewohner kehrten an ihre Plätze zurück. Artem kam mühevoll auf die Beine. Er klopfte sich den Staub von der Leinenhose ab, sein Umhang war hinten schmutzig geworden. Seine Frau kam an seine Seite, wollte ihm behilflich sein, doch er stieß sie barsch weg. »Nicht«, fauchte er. Sie blieb direkt neben ihm stehen, faltete die Hände vor dem Bauch und sah zu Boden. 

„Im Hintergrund tuschelten die Bewohner von Einar. Zerfass hörte, wie ein Mann dem anderen zuflüsterte. »Ich hab gehört, die Chronistin hat in einem anderen Dorf einen Mann im Feuer verbrennen lassen.« Zerfass sah nicht direkt hin, das wäre zu auffällig gewesen. Mit halb abgewandtem Gesicht hörte er die Männer sprechen. Es waren enge Freunde von Artem. 

»Wenn man bei ihr in Ungnade fällt, wird man aus der Chronik getilgt«, mischte sich Robvan gerade in das Gespräch ein. Die beiden anderen drehten sich ihm zu. »Hast du es gesehen? Mit eigenen Augen?«, fragte Maurun. Er war ein untersetztes Bürschchen, das dümmlich aussah, wenn es den Hals reckte, um mit jemandem zu reden, der größer war. Und das war praktisch jeder im Dorf, abgesehen von den Kindern. Robvan stand breitbeinig da, die Hände in die Hüften gestützt. Mit schräg geneigtem Kopf verfolgte er den Zwist zwischen Hangameh und Artem.

„Es ist nicht richtig, dass so ein kleines Weibsbild entscheidet, was hier geschieht. Sie war nicht dabei, was weiß die schon?« Die beiden anderen Männer nickten eifrig. Robvan hatte leise gesprochen, aber Zerfass hörte ihn gut. Er hörte auch, dass Robvan die Frage von Maurun nicht beantwortet hatte. Mehr noch, dass er gar nicht verstand, was passiert war. Der Rat hatte sich auf Notwehr geeinigt. Bartosch war zudringlich geworden, das Mädchen hatte sich gewehrt, mit den Konsequenzen mussten nun alle leben. Bartosch mit zerschlagenem Gesicht. Dania irgendwo, nur nicht hier.

Hangameh entschied nichts, sie ließ sich nur sagen, was vorgefallen war. Sie wertete auch nicht. Zerfass lächelte leicht, weil er es besser wusste. Dieser Unsinn, den sich die Männer da zuflüsterten, außer Hörweite der Chronistin, war Hörensagen und nicht wahr. Er schüttelte den Kopf und sah zu Boden. Er wusste, wie es war, in Ungnade zu fallen. Er war noch hier, besaß noch sein Gedächtnis. Er war nicht verbrannt und auch nicht aus der Chronik herausgestrichen worden. Ganz im Gegenteil. Er wusste, dass alles detailliert in der Chronik stand. Wie er einen Drachen mit einem Messer verletzt hatte. Norwin konnte schon vorher nicht fliegen, sein Flügel war deformiert. Das machte keinen Unterschied. Zerfass hatte überlebt, aber seine rechte Hand eingebüßt. Ein Messerstich, ein Biss und nun war sein Leben beschissen, so eingeschränkt. Manchmal träumte er von dem Tag und hörte das Geräusch, ein dumpfes Knacken. Norwin hatte seine Hand einfach gefressen. Wenn Zerfass mitten in der Nacht aus diesem Traum hochschreckte, lag er schweißgebadet in seinem Nest. Er konnte sich nicht einmal beide Ohren zuhalten, mit nur einer Hand. Das Geräusch war in ihm, wie sehr er seine Augen auch zukniff und wie viele Stofffetzen er sich in die Ohren steckte, es knackte.

Zerfass vermisste seinen Drachen. So wie er seine rechte Hand vermisste. Er war innerlich und äußerlich amputiert und jeder konnte es sehen. Aber er war noch hier. Nicht verbrannt, nicht ausgestoßen. Nicht völlig. Er wurde geduldet, er durfte leben. Es gab Tage, da war er froh und dankbar. Und es gab Tage, da lag er im Stroh, zusammengekauert und bitter, wütend über den Verlauf der Dinge. Aber nicht Hangameh hatte ihm das angetan. Wenn er ganz ehrlich zu sich war, und das war er selten, dann musste er zugeben, dass er sich das selbst angetan hatte. Er ganz allein. Aber dann schüttelte er den Kopf, schüttelte die Schuld ab und schimpfte auf den verdammten Imker und seine Tochter. Und vor allem auf diesen Bengel mit dem verkrüppelten Drachen. Die Nachricht war bis zu ihm gedrungen. Genau dieser Drache war der neue Kindshüter. Der Drache, der sich um alle Übrigen kümmert. Ich bin übrig, dachte Zerfass voller Selbstmitleid. Wer sieht nach mir?

Mit ihnen hatte der Anfang vom Ende begonnen. Nichts war ihm geblieben. Keine Farbe der Zugehörigkeit, kein Drachenbruder, kein Salz. Er lebte von der Hand in den Mund. Und bis heute fühlte sich seine Linke falsch an. Vermutlich stand selbst das in der Chronik. Hangameh wurden die Ereignisse von vielen Seiten zugetragen, sie wusste Bescheid. Es war gut, dass er so weit hinten stand, vermutlich würde sie ihn erkennen, wenn sie ihn sah. Er könnte zu ihr gehen und verlangen, seinen Eintrag zu sehen. Er könnte verlangen, dass sie ihn anhören und seinen Eintrag ändern sollte. Er hatte nur nichts zu seiner Verteidigung zu sagen. Ob sie mich anhören würde?, fragte er sich. Doch er kam mit leeren Händen. Was sollte das bringen?

Und diese Männer, die klangen ganz wie er, früher. Robvan und Maurun, dieser Speichellecker. Und der Dritte. Adrijan. Artem und er waren Cousins. Der gleiche Schlag.

»Ich finde, wir sollten was tun. Artem kann das nicht auf sich sitzen lassen. Diese ganze Sache«, sagte Adrijan gerade. Er gestikulierte vage in Hangamehs Richtung. »Der arme Bartosch«, fügte er noch an. Er klang aber nicht mitfühlend. Eher wie jemand, der sich bereit machte, in eine Schlacht zu ziehen.

Zerfass sah nun doch zu den Dreien hin. Er amüsierte sich über ihre Ansichten. Gleichzeitig wollte er unbedingt und endlich wieder irgendwo dazugehören. 


Ende der Leseprobe

  • Drachenwandel
  • Band 4 der Reihe „Das Drachenvolk von Leotrim“
  • C. M. Hafen
  • eBook, 342 Seiten
  • O’Connell Press, 2023

Projekt: Scheibenwelt

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Das Internetz behauptet, es gibt 41 Scheibenwelt Romane. Es gibt natürlich wesentlich mehr Geschichten aus der Feder von Terry Pratchett. Ich möchte, nur als Beispiel, seine Biografie lesen sowie „Aus der Tastatur gefallen“ und „Dem Tod die Hand reichen„. Aber meine Lese-Challenge für dieses Jahr ist simpel: Die Scheibenwelt-Romane lesen, möglichst in der richtigen Reihenfolge. Magst du daran teilhaben? Das hier ist der aktuelle Stand. (Eigentlich habe ich schon viel mehr Scheibenweltromane gelesen, allerdings habe ich damals noch keine Listen geführt, es ist ewig her, ich erinnere mich kaum und überhaupt. Dieses Mal läuft das also anders und ordentlich und mit Notizen!) Jedenfalls. Wie immer gilt, fett bedeutet gelesen und durchgestrichen bedeutet abgebrochen. Die Bewertungen erklären sich von selbst und wenn ich ganz gut bin, dann versehe ich meine Lese-Reise auch mit ordentlichen Rezensionen. Hier fange ich an, im Januar 2024.

  1. Die Farben der Magie (Hörbuch gelesen von Volker Niederfahrenhorst) ⭐️⭐️⭐️⭐️
  2. Das Licht der Phantasie
  3. Das Erbe des Zauberers (Hörbuch gelesen von Katharina Thalbach) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  4. Gevatter Tod ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  5. Der Zauberhut ⭐️⭐️⭐️⭐️
  6. MacBest
  7. Pyramiden
  8. Wachen! Wachen! ⭐️⭐️⭐️⭐️
  9. Eric – (Hörbuch gelesen von Volker Niederfahrenhorst) – Höre ich gerade
  10. Voll im Bilde
  11. Alles Sense! ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  12. Total verhext
  13. Einfach göttlich
  14. Lords und Ladies
  15. Helle Barden ⭐️⭐️⭐️⭐️
  16. Rollende Steine
  17. Echt zauberhaft
  18. Mummenschanz
  19. Hohle Köpfe.
  20. Schweinsgalopp
  21. Fliegende Fetzen
  22. Heiße Hüpfer
  23. Ruhig Blut!
  24. Der Fünfte Elefant
  25. Die volle Wahrheit
  26. Der Zeitdieb
  27. Wahre Helden
  28. Maurice, der Kater
  29. Die Nachtwächter
  30. Kleine freie Männer (Hörbuch gelesen von Boris Aljinovic) ⭐️⭐️⭐️⭐️
  31. Weiberregiment
  32. Ein Hut voller Sterne (Hörbuch gelesen von Boris Aljinovic) ⭐️⭐️⭐️⭐️
  33. Ab die Post
  34. Klonk
  35. Der Winterschmied
  36. Schöne Scheine
  37. Der Club der unsichtbaren Gelehrten
  38. Das Mitternachtskleid
  39. Steife Prise
  40. Toller Dampf voraus
  41. Die Krone des Schäfers

Weitere Bücher von Terry Pratchett:

  • Aus der Tastatur gefallen
  • Dem Tod die Hand reichen ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Terry Pratchett – Johnny Maxwell (Hörbuch gelesen von Stefan Kaminski)

Weitere Projekte: Carolins Listen

Lese-Challenge 2024

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Neues Jahr, neues Glück. Ich will meinen Stapel ungelesener Bücher (kurz SUB) abbauen. Ich kaufe aber ständig neue Bücher und boykottiere mein Vorhaben selbst. Wie jedes Jahr, nehme ich mir vor 52 Bücher zu lesen. Also eins pro Woche. Das ist mein persönlicher, literarischer Marathon. Und das hier ist mein aktueller SUB:

  1. Lendle – Mein letzter Versuch die Welt zu retten
  2. Oliver Sacks – Der einarmige Pianist
  3. Arno Geiger – Anna nicht vergessen
  4. Koeppen – Das Treibhaus
  5. Wells – Die Zeitmaschine
  6. Nabokov – Lolita
  7. Fromm – Haben und Sein
  8. Mailer – Die Nackten und die Toten
  9. Wörter machen Leute
  10. Der afrikanische Elefant
  11. Lexikon der Charakterkunde
  12. Frömberg – Etwas besseres als die Freiheit
  13. Scholl-Latour- Afrikanische Totenklage
  14. Davies – Der fünfte im Spiel
  15. Porath – Mops und Möhren
  16. McCourt – Der Junge aus Limerick
  17. Sachau – Linksaufsteher
  18. Schneider – Schlafes Bruder
  19. Porath – Klosterkeller
  20. John Galsworthy – Die Forsyte Saga
  21. Bodo Kirchhoff – Die Liebe in groben Zügen
  22. Siri Hustvedt – Was ich liebte
  23. Christopher Vogler – Die Odyssee des Drehbuchschreibers
  24. Johannes Mario Simmel – Und Jimmy ging zum Regenbogen
  25. Johann Hari – Der Welt nicht mehr verbunden
  26. Otfried Preußler – Krabat
  27. Die Kunst des Zeichnens: Übungsbuch Natur
  28. Peter Härtling – Hölderlin
  29. Christa Wolf – Medea
  30. Brigitte Kronauer – Berittener Bogenschütze
  31. John Green – Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
  32. Martin Kuckenberg – Die Entstehung von Sprache und Schrift
  33. Die Kunst des Zeichnens – Der Quick-Start-Block
  34. TOPP Kalligraphie – Der Quick-Start-Block (Andreas Lux)
  35. TOPP Handlettering – Der Quick-Start-Block (Ludmilla Blum)
  36. Bonni Goldberg – Raum zum Schreiben
  37. Sybille Knauss – Schule des Erzählens
  38. R. M. Rilke – Gesamtausgabe in 6 Bänden (1/6)
  39. Michel De Montaigne – Essays (eBook)
  40. Heinrich Mann – Professor Unrat (eBook)
  41. Herman Melville – Moby Dick (eBook)
  42. Dostojewski – Schuld und Sühne (eBook)
  43. Homer – Odysee (eBook)
  44. Homer – Ilias (eBook)
  45. Eichendorff – Aus dem Leben eines Taugenichts (eBook)
  46. Dante Aligheri – Die göttliche Komödie (eBook)
  47. Nietzsche – Also sprach Zarathustra (eBook)
  48. Tolstoi – Krieg und Frieden (eBook)
  49. Stephen King – Der Sturm des Jahrhunderts
  50. Hannah Gadsby – Nanette
  51. Horst Evers – Es hätte alles so schön sein können
  52. Stephen King – LOVE
  53. Lotte Römer – Herbstzeitleuchten (eBook)
  54. Zsuzsa Bank – Die hellen Tage
  55. Wolfgang Hohlbein – Drachenbrüder (Der Schwur des Dschingis Khan)
  56. Thomas Mann – Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
  57. John Irving – Die imaginäre Freundin
  58. Peter Lauster – Wege zur Gelassenheit
  59. Renate Bergmann – Wer erbt, muss auch gießen
  60. Tanja Köhler – Vorwärts heißt zurück zu mir
  61. Stephen King – Schlaflos
  62. Stephen King – Der Fluch/Menschenjagd/Sprengstoff
  63. Die Kunst des Zeichnens: Übungsbuch. Mythen, Drachen, Fantasy
  64. Jessica Peffer – Drachen zeichnen
  65. Nicolai Köppel – Das sagt mir was
  66. John Irving – Der letzte Sessellift
  67. James Clear – Die 1%-Methode
  68. Terry Pratchett – Toller Dampf voraus
  69. Günter Grass – Beim Häuten einer Zwiebel
  70. Dolly Alderton – Am Ende ist es ein Anfang
  71. John Green – Eine wie Alaska
  72. Julia Franck – Die Mittagsfrau
  73. Birgit Vanderbeke – Das lässt sich ändern
  74. Arno Geiger – Es geht uns gut
  75. Stephen King – Puls
  76. Markus Zusak – Die Bücherdiebin
  77. Elke Heidenreich – Nero Corleone kehrt zurück
  78. Franz Josef Wetz – Tod, Trauer, Trost
  79. Rebecca F. Kuang – Yellowface
  80. Mathijs Deen – Der Retter

Ich lese gerade:

  • Kritzelpixel – Zeichnen lernen Tag für Tag
  • John Cassidy – Zeichnen für verkannte Künstler
  • Stefanie Stahl – Das Kind in dir muss Heimat finden Arbeitsbuch
  • Lorna Scobie – Pocket Art
  • Doris Dörrie – Leben Schreiben Atmen
  • Doris Dörrie – Einladung zum Schreiben
  • Wilhelm Genazino – Wenn wir Tiere wären (eBook)
  • Elke Heidenreich – Ihr glücklichen Augen
  • Terry Pratchett – Eric (Hörbuch gelesen von Volker Niederfahrenhorst)

Stand: April 2024 / GoodReads / Lovelybooks

Gelesen, endlich.

  1. Mareike Fallwickl – Die Wut, die bleibt ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  2. Dr. med. Sheila de Liz – Woman on fire ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  3. Terry Pratchett – Dem Tod die Hand reichen ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  4. Ulf Nilsson, Eva Eriksson – Die besten Beerdigungen der Welt ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  5. Alexander Steffensmeier – Lieselotte macht Urlaub ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  6. Elke Heidenreich – Frau Dr. Moormann und ich ⭐️⭐️⭐️⭐️
  7. Michael Ende – Momo (Hörbuch gelesen von Gert Heidenreich) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  8. Neil Gaiman – Kunst ist wichtig ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  9. Lotte Römer – Limoncello und die wahre Liebe ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  10. Susan Varley – Lebe wohl, lieber Dachs ⭐️⭐️⭐️⭐️
  11. Fabiola Nonn, Lukas Weidenbach, Joëlle Tourlonias – Die Geschichte von Carl Mops ⭐️⭐️⭐️ 
  12. Alexander Steffensmeier – Lieselotte versteckt sich ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  13. Alexander Steffensmeier – Ein Platz nur für Lieselotte ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  14. Alexander Steffensmeier – Lieselotte im Schnee ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  15. Alexander Steffensmeier – Lieselotte sucht ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  16. Alexander Steffensmeier – Lieselotte hat Langeweile ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  17. Sebastian Hotz – Mindset ⭐️⭐️⭐️
  18. Patrick Ness, Siobhan Dowd – Sieben Minuten nach Mitternacht ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  19. Mariana Leky – Bis der Arzt kommt ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  20. William Faulkner – Licht im August (Hörspiel) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  21. Bill Watterson – Calvin und Hobbes: Immer voll drauf (5) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  22. Brontë – Sturmhöhe (Hörbuch gelesen von Gert Westphal) ⭐️⭐️⭐️
  23. Ewald Arenz – Alte Sorten ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  24. Lotte Römer – Du, ich und das glitzernde Meer (eBook) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  25. Terry Pratchett – Das Erbe des Zauberers (Hörbuch gelesen von Katharina Thalbach) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  26. Elke Heidenreich – Nero Corleone ⭐️⭐️⭐️⭐️
  27. Stefan Zweig – Schachnovelle (Hörbuch) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  28. Fitness für Faule ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  29. Terry Pratchett – Aus der Tastatur gefallen ⭐️⭐️⭐️⭐️
  30. Wolf Erlbruch – Ente, Tod und Tulpe ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  31. Max Porter – Trauer ist das Ding mit Federn ⭐️⭐️⭐️

Sonstiges: Zeitschriften und Co.

  • QWERTZ 1/2024

Abgebrochen:

  • Terry Pratchett – Johnny Maxwell (Hörbuch gelesen von Stefan Kaminski)
  • Bryan Cohen, Jeremiah Jones – 1000 kreative Schreibideen (eBook)

Termine 2024

Get Shorties Lesebühne Plakat
Get Shorties Lesebühne

Der gute Ingo hat schon wieder das ganze Jahr durchgeplant und uns den Kalender mit schönen Terminen gefüllt. Der aktuelle Stand sieht so aus. Und da sind die Schreibbuden noch gar nicht mit drin. Ich freue mich auf viele neue Termine, neue Texte und Begegnungen. Neues Jahr, neues Glück.

Wir lesen uns!

  •  Samstag, 13. Januar 2024 – Böblingen, Blaues Haus 
  • Donnerstag, 25. Januar 2024 – Kulturverein Fellbach 
  • Freitag, 2. Februar 2024 – Kulturzentrum Merlin, Stuttgart 
  • Samstag, 24. Februar 2024 – Café Provinz, Marbach a.N. 
  • Freitag, 1. März 2024 – Literaturhaus Heilbronn 
  • Freitag, 8. März 2024 – Dippons Schlossgut, Beilstein
  • Freitag, 15. März 2024 – Bücherei Erdmannhausen 
  • Samstag, 13. April 2024 – Böblingen, Blaues Haus 
  • Freitag, 19. April 2024 – Kulturzentrum Merlin, Stuttgart
  • Samstag, 20. April 2024 – Café Provinz, Marbach a.N. 
  • Freitag, 26. April 2024 – Göppingen, Stadtbibliothek
  • Samstag, 6. Juli 2024 – Lapidarium, Stuttgart 
  • Samstag, 21. September 2024 – Café Provinz, Marbach a.N. 
  • Freitag, 11. Oktober 2024 – Literaturhaus Heilbronn 
  • Samstag, 12. Oktober 2024 – Böblingen, Blaues Haus 
  • Samstag, 16. November 2024 – Café Provinz, Marbach a.N. 
  • Freitag, 6. Dezember 2014 – Kulturzentrum Merlin, Stuttgart 
  • Samstag, 21. Dezember 2024 – Böblingen, Blaues Haus 

Mehr Infos unter www.getshorties.de

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Leseprobe aus Drachenwandel #1

Dania. Anderswo


Dania schlug mit Kraft ihre Harke in den feuchten Boden. Die Arbeit ging ihr leicht von der Hand und während sie hier auf dem Feld war, musste sie nicht in der Schule sitzen und über Aufgaben brüten, die sie nicht interessierten. Ihre Schulzeit war bald vorüber, nur drei Prüfungen entfernt. Dania dachte mit einem Lächeln an die Zukunft. Wie herrlich das werden würde. Natürlich, die Freundinnen würde sie vermissen. Aber sie durfte das Dorf endlich verlassen und etwas von der Welt sehen. Ohne in der Morgendämmerung zurückkehren zu müssen.

»Na ja«, sagte sie leichthin und beugte sich hinab, um ein Büschel Unkraut zu rupfen, »wenn mein Drachenmädchen es zulässt.« Sie warf das Grünzeug auf den Haufen, der schon knöchelhoch neben dem Feld angewachsen war. Dania stützte sich auf den Holzstiel ihrer Harke, verschnaufte kurz und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Sie hatte braves, kastanienbraunes Haar, lang und glatt, das sie während der Arbeit immer zu einem Zopf zusammenband. Doch an einem warmen Tag wie heute hielt der Zopf nicht, müde rutschte das dünne Stoffband herunter.

Gedankenverloren strich sich Dania über ihre Haarspitzen, schließlich landete eine Strähne in ihrem Mund. Dania konnte ihre Mutter förmlich schimpfen hören, sie hasste es, wenn Dania an ihren Haaren herumnuckelte wie ein kleines Kind. Doch ihre Mutter war nicht da und Dania konnte genüsslich auf einem Büschel Haare kauen und nachdenken. Sie sah sich um. Ihr Smok, ihre Drachenschwester Ewwa war nirgends zu sehen. Auch sonst niemand, Dania war ganz allein. Sie erwartete auch nicht, Ewwa zu sehen – sie schlief tief und fest, tagsüber. Erddrachen waren sonnenscheu. Und die Sonne brannte. Dania holte ein kleines Tuch aus der Tasche ihres hellbraunen Leinenkleides und wischte sich damit über ihre Stirn. Sie trug keine Schuhe und genoss die kühle Erde unter ihren Fußsohlen. Dania machte weiter. Sie bemerkte nicht, dass in dem nahen Wäldchen jemand im Unterholz saß und sie beobachtete. Dieser Jemand wusste, dass Ewwa in ihrer Höhle die Hitze des Tages verschlief, zusammengerollt wie eine Katze. Erst gegen Abend kam die Drachin aus ihrer Höhle heraus. Dania und Ewwa unternahmen nach getaner Arbeit, wenn alle Schulaufgaben erledigt waren und auch die kleinen Schwestern endlich in ihren Nestern lagen und nicht mehr nach Spiel und Unterhaltung verlangten, lange Streifzüge durch die Gegend. Dania schlief nicht viel, Bartosch hatte den Eindruck, dass Dania diese freie Zeit, die sie selbst bestimmen konnte, hinauszog, indem sie einfach nicht schlafen ging. Sie war müde, tagsüber. Das sah er ihr an. Aber mit einem sonnenscheuen Erddrachen ging es wohl nicht anders. Man muss die Nacht zum Tag machen, dachte der Junge.
Er würde ihr dieses schlechte Benehmen verbieten. Zu gegebener Zeit.

Wenn du erst meine Gefährtin bist, dachte er, dann ziehst du nicht mehr nachts umher, dann bleibst du bei mir. So wie sich das gehört.

In geduckter Haltung schlich er näher, huschte von Baumstamm zu Baumstamm, drückte sich gegen das Holz, als wollte er damit verschmelzen. Er ignorierte seine eigene Aufregung und sorgte sich nicht, sie könnte sein Keuchen hören. Er wusste nicht, dass in der Schule keiner neben ihm sitzen wollte, weil sein schwerfälliges Schnaufen wie der Blasebalg in der Schmiede klang. Selbst wenn er ganz ruhig und unaufgeregt über einer Schreibarbeit saß.
Aber auch ganz grundsätzlich wollte niemand neben ihm sitzen, freiwillig. Für gewöhnlich packte er ein kleineres Kind am Kragen und zwang es neben sich auf die Bank. »Hier bleibst du, bis ich dir sage, dass du gehen darfst!«, sagte er. Bartosch wollte nicht allein sein. Nicht im Unterricht, nicht in den Pausen, nicht bei der Arbeit oder daheim. Seine Brüder machten sich einen Spaß daraus, wegzurennen und sich vor ihm zu verstecken.

Einzig sein Smok, sein Drachenbruder Bokk war auf seiner Seite. Doch als Feuerbringer durfte er nicht in die Nähe der Klassenräume. Wo rote Bänder in den Bäumen flatterten, durften Feuerdrachen nicht landen. Bokk litt immer wieder an Schluckauf und hatte sein Feuer noch nicht vollständig unter Kontrolle. Daher saß Bartosch in allen Schulstunden, die drinnen stattfanden, allein. Wenn Bokk zu Hause ein Malheur passierte, er versehentlich einen kleinen Schwelbrand in der Höhle verursachte oder auf der Kochstelle das Abendessen versengte, dann schlug der Vater erst Bartosch mit der flachen Hand hart ins Gesicht und anschließend dem jungen Drachen mit Fäusten gegen die Brust. Bartosch sah nach oben, suchte mit den Augen den Himmel ab. Er konnte Bokk nicht sehen, aber fühlen, er war in der Nähe.

Dania hätte Bartosch hören können. Doch sie war so in ihre Arbeit vertieft, der Rhythmus dieser monotonen Arbeit nahm sie völlig gefangen. Wenn sie harkte, dann dachte sie nicht an den Abend und ihren Ausflug, nicht an Ewwa oder an die Aufgaben, die ihr die Mutter heute noch auftragen würde. Sie war ganz hier, ganz jetzt. Die drei gebogenen Finger ihrer Harke stießen zu, rupften und zerrten die dunkle Erde auf, sie stieß wieder zu. Es war eine runde, schöne Bewegung, wie Wellengang. Dania hatte das Meer noch nie gesehen.

Bartosch schlich sich an, näherte sich der jungen Frau von hinten. Sie bemerkte etwas, ohne zu wissen, was oder wer es war, und drehte sich um. Sie kam in ihrer Bewegung nicht weit. Bartosch schlang beide Arme um sie wie ein Bär, mit festem Griff, und hob sie spielerisch hoch. Dania schrie erschrocken auf, der Holzstiel schlug Bartosch gegen die Hüfte, er merkte es kaum.
»Hab ich dich«, sagte er und setzte sie ab. Sie drehte sich ganz zu ihm um. Grinsend, verschwitzt und keuchend sah er sie an.

»Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass ich es nicht leiden kann, wenn du das machst.« Bartosch wusste nicht, was sie meinte. Sie hochheben? Erschrecken? Überraschen? Schließlich war sie hier ganz allein, ein Stundenviertel vom Dorf Einar entfernt. Er sah ihr doch an, dass sie sich allein fühlte und Gesellschaft wollte.
»Es ist doch nett von mir, dich zu besuchen. Ein kleines bisschen dankbar könntest du schon sein«, sagte er und fasste sie an den Schultern. Dania schlug seine Hände weg.

Warum bist du so sauer?«, fragte er dümmlich.
»Weil du mich erschreckt hast. Ich habe hier zu tun und will fertig werden. Verschwinde jetzt.«
»Ich könnte dir doch helfen.« Sein Grinsen war verschwunden. Er sah aus wie ein kleines Kind, von der Mutter zu Unrecht ausgeschimpft. Er legte die Hände auf die Hosennaht, besah sich seine schweren Schuhe und überlegte.

Er trug ein rot gefärbtes Leinenhemd, es war ihm zu groß. Dania vermutete, dass schon zwei seiner Brüder es vor ihm getragen hatten, und hatte sofort Mitleid mit ihm.
»Ich brauche keine Hilfe, danke. Geh zurück ins Dorf«, sagte sie und versuchte, versöhnlich zu klingen. Bartosch machte schon immer den Eindruck, als ob er nicht unbedingt das hellste Licht in Leotrim war. Und mit kleinen Kindern, die ein bisschen einfacher gestrickt waren, musste man nachsichtig sein. Ihre Mutter ermahnte sie immer: »Sei nett zu ihm. Er hat es nicht leicht.« Das mochte stimmen. Aber sie hatte es auch nicht leicht mit ihm.

»Ich will aber bei dir sein.« Bartosch sprach ganz leise, starrte immer noch auf seine Schuhe. »Ich kann dir helfen, dann bist du schneller fertig. Und wenn wir erst Gefährten sind, musst du nie mehr allein sein.«
Dania spürte, wie sich Mitleid mit Wut vermischte. Dieses Gerede hatte sie nun endgültig satt.
»Wir werden keine Gefährten. Wie kommst du auf diesen unsinnigen Gedanken, dass ich mein Leben mit dir teilen will? Ich habe noch nie etwas gesagt oder getan, um das auch nur anzudeuten.«

»Du hast niemanden«, sagte Bartosch trotzig. Als wäre es völlig logisch, dass sie deshalb ihm gehören musste. So wie ihm der Ochse im Stall gehörte.
»Und? Ich bin fünfzehn Lenze alt. Ich habe noch Zeit. Vielleicht will ich ja von niemandem die Gefährtin sein.« Sie schob die Unterlippe vor und sah Bartosch trotzig an. Ihre Mutter war auch allein. Ihr Gefährte war abgehauen, hatte sie mit drei Mädchen alleingelassen. Nora Toft war streng, ja. Aber sie war auch stark. Sie brachte sich und ihre Kinder durch und sagte oft: »Wir brauchen niemanden, wir können das alles allein.« Sie suchte keinen neuen Gefährten und lehnte alle Avancen ab. Dania erinnerte sich kaum an ihren Vater. Sie vermisste ihn auch nicht.
Bartosch sah sie mit großen, rot glühenden Augen an. Jetzt war er wütend.
»Es ist nicht richtig, du musst …«
»Nein!«, fiel ihm Dania ins Wort. »Ich habe Nein gesagt. Alles andere geht dich nichts an. Verschwinde jetzt und lass mich meine Arbeit machen. Meine Mutter wird böse, wenn ich so lange herumtrödle und nicht fertig werde.«
Mit der einen Hand umklammerte sie den Holzstiel, mit der anderen schob sie ihn eine Armlänge von sich weg.
Bartosch zögerte. Er dachte nach. Dania konnte sehen, wie sich seine Gedanken zu etwas sehr Ungutem zusammenformten, wie Wolken vor einem Gewitter. Bei früheren Gelegenheiten hatte er mit dem Fuß aufgestampft und gebrüllt: »Das sage ich meinem Vater!« Dania wusste nicht, dass Bartoschs Vater der Meinung war, ein Mann müsse sich nehmen, was er haben wollte. Weil man nichts im Leben geschenkt bekam. Sie wusste auch nicht, dass sie fast jeden Abend Thema beim Abendbrot der Jaromirs war.

Seine Mutter versuchte, Bartosch davon zu überzeugen, dass man ein Mädchen umwerben müsse. Mit Geschenken, Aufmerksamkeit oder eben dem Anbieten von Hilfe. Die Brüder kicherten und lachten ihn aus. »Du findest keine Frau, die dich will«, spotteten sie. Sein Vater aber lehrte ihn andere Dinge. Wenn sie allein im Stall waren, dort die Tiere versorgten und miteinander sprachen, hörte Bartosch nichts von Geschenken und Werbung.
Er schlug Dania unvermittelt ins Gesicht. Eine Ohrfeige, mit der flachen Hand.

»Du tust, was ich dir sage.« Bartosch sprach leise, gefasst, es war die Ruhe vor dem Sturm.
Dania war schon geschlagen worden. Die Hand ihrer Mutter war gnadenlos. Deshalb weinte sie schon lange nicht mehr, wie sehr ihre Wange auch glühte vor Schmerz. Als Kind war sie noch hingefallen, wenn ihre Mutter austeilte. Aber sie war kein Kind mehr. Dania schlug zurück. Bartosch riss die Augen auf, erstaunt, erniedrigt und zornig. Er stürzte auf sie zu, griff mit beiden Händen nach ihrem Hals. Er bekam sie zu fassen, bohrte seine schmutzigen Fingernägel in ihre Haut und zerrte an ihrem Hals, als wollte er ihn wie ein Blatt Papier entzweireißen. Er wollte sie nicht zum Schweigen bringen, er wollte ihr wehtun.

Sie hielt immer noch ihre Harke in der Hand, legte den Holzstiel geschickt auf seine Unterarme und drückte ihn mit beiden Händen nach unten. Bartosch schrie auf und ließ los. Er taumelte nach hinten. Dania hielt ihn mit der Harke von sich fern. Ihre Hände zitterten.
»Ich schlag dich tot«, keuchte Bartosch. »Das darfst du nicht. Mich so behandeln.« Er zeigte auf sich, stieß seinen Zeigefinger bei jedem Wort energisch gegen seine Brust. Speicheltropfen landeten auf Danias Gesicht. Angewidert wischte sie ihre Wange an der Schulter ab. Der Stoff ihres Kleides kratzte. Die Ohrfeige hatte einen roten Abdruck in ihrem Gesicht hinterlassen, seine Fingernägel an ihrem Hals vier Kratzer auf jeder Seite. Schweiß und Blut rannen an ihr hinab.

»Du darfst mich nicht so behandeln!«, schrie Dania. »Ich wehre mich mit allem, was ich habe«, sagte sie und spürte, wie etwas in ihr drin kalt wurde. Die Angst wisperte ihr zu, schnell und eindringlich: »Wenn er dich noch mal schlägt, dann bleibst du dieses Mal nicht auf den Beinen. Und wenn er dich würgt, hört er erst auf, wenn du tot bist!«
Bartosch drängte auf sie zu, mit ausgestreckten Armen. Dania schlug mit Kraft ihre Harke in das dumme Gesicht. Dann rannte sie davon.
 
Es gab ein Vorher. Und ein Nachher. Für Dania und Bartosch, für ihre Familien und viele andere Dorfbewohner.

Ende der Leseprobe

  • Drachenwandel
  • Band 4 der Reihe „Das Drachenvolk von Leotrim“
  • C. M. Hafen
  • eBook, 342 Seiten
  • O’Connell Press, 2023
  • Leseprobe #2

Prolog aus Drachenwandel

  • Drachenwandel
  • Band 4 der Reihe „Das Drachenvolk von Leotrim“
  • C. M. Hafen
  • eBook, 342 Seiten
  • O’Connell Press, 2023
Cover Drachenwandel - Band 4 der Reihe "Das Drachenvolk von Leotrim" von C. M. Hafen

Leotrim ist ein Lebewesen. Keines, das atmet oder blutet. Aber es lebt, ich spüre das. Ich habe aufgeschrieben und aufgezeichnet, was ich gesehen und erlebt habe. Manches kann ich beweisen, vieles nicht, meine Erzählungen müssen ausreichen. Leotrim hat sich mir nie ganz offenbart, doch ein paar Geheimnisse konnte ich entschlüsseln. Mein Wunsch, alles festzuhalten, trieb mich um, ich kroch in jeden Winkel dieses lebendigen Ortes und lernte etwas, das ich nicht erwartet hatte: Loslassen.

Diese Geschichte ist unvollständig, wie es alle Geschichten sind. Wenn das Leben ein Baum ist, mit vielen Ästen und Verzweigungen, mit Sturmschäden, Grünastbrüchen und Mistelbefall, dann kann ich nicht jedem Austrieb folgen, nicht jedes Blatt betrachten. Nun bin ich alt, ich kann nicht einmal mehr in den Baum klettern, um mir einen Apfel zu pflücken. Ich sitze im Schatten und erinnere mich. Setz dich zu mir, ich erzähle dir eine Geschichte.

Das ist nicht das Ende, daher fange ich auch nicht am Anfang an, sondern springe mitten hinein. Ich war sieben Jahre alt, ich war 25 Jahre alt und dann viel älter. In meiner Erinnerung verschwimmen diese Dinge. Was zählt, ist dies: Ich war da. Ich war da, um davon zu berichten.

Ambro Gulur. Kartograf von Leotrim